Dr. Taina Conrad
 
Meine Lehre

Heutzutage verbeitet sich leider immer mehr die Einstellung, dass Lehre nebenher laufen muss, aber nicht wirklich wichtig ist. Für mich war das schon immer anders. Ich liebe meine Forschung, aber ich sehe auch die Lehre nicht als unliebsames Übel, sondern als Chance. Wir als Wissenschaftler dürfen unser Wissen weiter geben und jungen Studenten auf ihrem Weg helfen. Das erfüllt mich jedes mal mit Ehrgeiz und Stolz wenn ich sehe wie sich diese Studenten entwickeln.

Es ist interessant wie sehr Lehrende unser Leben beeinflussen. Man ärgert sich noch Jahre später über diejenigen, die ihren Job nicht gut gemacht haben; sei es weil sie zu wenig Interesse hatten oder weil sie zu wenig unterstützt haben. Noch mehr spricht man aber über diejenigen, die wahre „Lehrmeister“ waren und einem geholfen haben den eigenen Weg zu finden. Ich hatte in meinem Leben schon viele schlechte Lehrer, aber auch einige sehr gute. Die wirklich guten begleiten mich innerlich immer noch auf meinem Weg und ich denke gerne und dankbar an sie zurück.

Ich strebe danach so jemand für meine Studenten zu werden, weshalb ich mich zusätzlich in meiner Freizeit an der Universität Duisburg-Essen in der Hochschudidaktik weiter gebildet habe. Die Kurse dort haben mir die Augen dafür geöffnet wer ich selber als Lehrender bin, wo meine Stärken liegen und wo auch meine Schwächen. Ich versuche mein Wissen auf diesem Gebiet immer weiter zu entwickeln und vor allem anzuwenden, um so mein eigene Lehre kontinuierlich zu verbessern und die Studenten so für das Thema begeistern zu können. Mein Traum ist es, dass irgndwann ein Student mit Freude zurück blickt und ich vielleicht einen kleinen Unterschied machen konnte.

Wichtig in meiner Lehre sind mir drei Grundlagen. Ich glaube daran, dass wir es bei Studenten mit Erwachsenen Menschen zu tun haben. So selbstverständlich das klingt, so wenig wird leider oft danach gehandelt. In der Lehre lege ich viel Wert darauf den Studenten beim selbständigen denken und arbeiten zu helfen. Jeder Mensch lernt anders und ich sehe es als meine Aufgaben den Studenten die nötigen Werkzeuge zur Verfügung zu stellen und sie zu animieren, aber nicht ihnen alles ins Detail vorzuschreiben. Selbständige Arbeit fördert den Lernprozess, denn was ich mir selber erarbeitet habe, dass behalte ich besser. Deshalb versuche ich wenn möglich Diskussionen zu fördern und wenig Vorgaben zu machen sondern gemeinsam mit den Studenten Fragestellungen zu erarbeiten und Lösungsmöglichkeiten zu finden. Das bedeutet natürlich viel Arbeit, weil nicht jede Lehrveranstaltung genau planbar ist, aber es ist auch umso lohnender, weil häufig neue Wege gefunden werden oder neue Sichtweisen ein altes Thema wieder interessanter machen können. Im Übrigen ist auch Projekt- und Zeitplanung eine Fähigkeit, die Studenten lernen sollten, was bei meinen Methoden meist gleich nebenbei geschieht.

Ein weiterer wichtiger Punkt für mich ist es den roten Faden so klar wie möglich zu halten. Auch dieser Punkt ist eigentlich eine Selbstverständlichkeit, aber im Universitätsalltag verliert man dann doch oft den Überblick darüber was eigentlich der Sinn der jeweiligen Lehrveranstaltung ist. Das führt häufig zu vielleicht interessanten Vorlesungen mit vielen Bildern und Videos, aber zu einem Unverständnis darüber wozu man dieses oder jenes eigentlich gehört hat. Ich versuche mein Bestes den roten Faden nie zu verlieren und dass meine Studenten immer wissen wozu sie diese Veranstaltung gerade hören. Natürlich ist es hoffentlich auch einfach interessant, aber meist gibt es doch einen tieferen Hintergrund warum man z.B. gerade über Füchse und Hasen redet. Ich hoffe, dass meine Studenten nicht nur mit neuen Fähigkeiten oder neuem Wissen aus meinen Veranstaltungen kommen, sondern auch mit der Erkenntnis darüber, warum sie z.B. über das Räuber-Beute Modell Bescheid wissen sollten und wie es ihnen später helfen kann.

Der letzte wichtige Punkt für meine Lehre ist es Begeisterung zu wecken. Die besten Lehrer in meinem Leben waren für mich immer diejenigen, die es geschafft haben, mich für das Thema zu begeistern. (Fast) alles kann spannend sein wenn man nur den richtigen Weg findet es zu lehren. Gerade in der Biologie ist es meiner Meinung nach einfach zu begeistern. Die Welt um uns herum ist unglaublich spannend und faszinierend und man kann eigentlich gar nicht anders als über ihre Wunder zu staunen. Umsomehr erschreckt es mich, wie langweilig manche Vorlesungen in meinem Studium waren. Mir ist es wichtig konstant daran zu arbeiten, dass das bei mir nicht der Fall ist. Dabei hilft es z.B. immer neue pädagogische Methoden auch zu nutzen und auszuprobieren. Unsere Gesellschaft ändert sich und so auch die Studenten, warum sollte man dies nicht nutzen und auch seine Lehre anpassen. Grace Hopper, Informatikerin und Computerpionierin, hat es bereits auf den Punkt gebracht: “The most dangerous phrase in the language is, We’ve always done it this way.”